Wasserhäuschen, Ernst May Platz
Ernst May der Stadtplaner, in Frankfurt
war er sogar Dezernent, hat diesem Ort, dem Platz seinen Namen
gegeben. Dort, in die Ernst May Siedlung gelangt man zum Beispiel mit
der Straßenbahn 14 von der Wittelsbacher Allee kommend und fährt
auf ein Gebäude: „Ihr Tante Emma Laden in Bornheim“ verkauft
Lebensmittel an alle, die nicht den Kilometer zum nächsten größeren
Markt laufen wollen oder können. Die Bahn wendet dann in einer
Schleife. Dort steht das „Wasserhäuschen“.
Ich sage hier bewusst und wiederhole
nochmal in aller Deutlichkeit, es ist DAS „Wasserhäuschen“. Herr
Malik, der Betreiber musste, um den Namen behalten zu dürfen in
jenes Gebäude, wo Richter das letzte Wort haben. Ich vermute, er
plädierte auf schützenswertes Kulturgut.
Nur hier am „Wasserhäuschen“
schmückt man sich mit diesem Werbeschild. Es steht beleuchtet als
Werbeschild zwischen beworbenen Bieremblemen auf dem Dach, das von
zwei braunen Stahlsäulen getragenen ist.
Es versteckt sich ein bisschen, das
Wasserhäuschen. Hinter beweglichen Wänden von Zeitungen,
Facharztromanen und Rätselspaß, stehen wir „zwischen Pilawa,
Katzenberger und Muschis.“ Drei Zugänge habe ich gesehen. An
zweien stehen Tische, auf ihnen stellen Gäste auch schon mal
Flaschen ab, die ich beim Betreten der Wagenburg Wasserhäuschen erst
mal abräume und so ganz besondere Freundschaften mit der Kundschaft
schließe. In einer Bar würden die Gäste ihre Flaschen auf den
Tresen stellen, aber in einer Bar liegen dort keine Zeitungen. In
einer Bar würde der Gast sich auch nicht am Aufräumen beteiligen -
gekonnt landen die mit Luft gefüllten Flaschen in der blauen Box.
Der Kaffeeverkauf wird durch an die Zeitungswände angebrachte
Plastikwerbetafeln angekurbelt und gleichzeitig so die Zeitungen vor
himmlischen Wassereinfluss geschützt. Der Verkäufer ist überzeugt:
„Meine Bildzeitung ist die Beste!“
Die Litfasssäule am „Wasserhäuschen“
dreht sich nicht, sie wird auch noch beklebt. Vom Führerhaus der auf
neue Kundschaft an dieser Endstation der Linie 14 wartenden
Straßenbahn zum Wasser lassen, braucht der Fahrer geschätzte 15
Schritte, zum Häuschen sind es dreizehn. Der Tresen liegt klar
vorne. Dennoch ziehts die Chauffeure erst in die
Porzellanausstellung. Für bessere Bilder entert der Fotograf die
Bahn, bei dem Einsatz besteht jeder auf dem Recht des Urhebers.
Hinter dem Häuschen hängt eine
Schaukel, der Sitz geschätzte drei Meter hoch, das wäre doch was
für den Fotografen. Vorbei mit dem Blick zum Ernst May Haus wieder
an den Tresen werden Bestellungen aufgegeben: „Gib mir ein Bier,
nicht gefroren, nicht am Stil, aber kühl.“
Ernst May Platz, Öffnungszeiten Mo-Fr. 7-22 Uhr, am Wochenende etwas später
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