Johanna Teschplatz, bei Pedro
Auf dem Johanna Tesch Platz, gegenüber
des Stadions am Bornheimer Hang, am Eingang zur Siedlung Riederwald,
die zwischen 1909 und 1912 vom Volks-Bau- und Sparverein Frankfurt am
Main errichtet wurde, verkauft Pedro täglich Zigaretten, Zeitung,
Bier oder Süßes an jene Bewohner, die den Sozialdemokraten in
Frankfurt am ehesten die Treue halten. Wie soll es auch anders sein,
wenn die ersten Buchstaben die jeder Grundschüler lesen kann,
Lasalle- oder Karl Marx Straße heißen. Widerstand liegt im Blut,
man diskutiert über die am Sonntagmorgen stattfindende
Demonstrationen gegen die Baumaßnahme Riederwaldtunnel. Noch geht es
um den Schutz von vier Kastanien. Dass es beim Bau von vierspurigen
Asphaltbahnen meist nicht bei diesen Auswirkungen bleibt, zeigt sich
auch daran, dass der Tunnelausgang der verlängerten Autobahn gut
einhundert Meter von Pedro entfernt liegen müsste. Wer sitzt dann
auf den Stühlen, die an zwei Wänden von Pedros Häuschen lehnen?
Vielleicht findet sich auch darin der Grund, warum der
Trinkhalleneigentümer, meist ist es ein großer Lebensmittelkonzern,
den viele als Produzent von Kuchenfertigmischungen kennen, keine
Handwerker an dieser Hütte vorbeischickt. Zumindest die Farbe ist
arg traditionell. Auch die Holzmarkisen sind ganz alte Schule und
damit schön. Oder liegt es an der fehlenden Hausnummer, die Pedros
Trinkhalle wie andere viele freistehenden Trinkhallen ein fach nicht
hat. Seine offizielle Adresse Johanna Tesch Platz o.N. „O.N.“
steht für ohne Nummer.
Eine Trinkhalle könnte an jener Stelle
schon vor dem zweiten Weltkrieg gestanden haben, dieser Bau stammt
vermutlich aus den frühen 1960ern, er trägt klassische Fliese in
beige. Pedro ist Italiener, aus Palermo, er ist Italiener und
Sizilianer. Klimaanlagen hat er früher für Teves gebaut, den Namen
der Firma gibt es nicht mehr. Erst hatte er ein Lokal in Oberrad und
jetzt steht er in dieser Bude. Seit fast 20 Jahren holen sich bei ihm
die Kunden die Bildzeitung, die derzeit mit der Aktion „Zehn,
zahlen, 12 lesen“ nicht nur bei Pedro beworben wird. Eine
Rettungsaktion für Kioske oder für das gedruckte Wort?
Die an Kordeln hängende Jägermeister-
und Hochstädterreklame verspricht diversen Kaffeegenuss, wir sind zu
Gast bei Italienern, was eine Kundin nicht von abhält den kleinsten
Geldschein mit der Aufforderung „Mach mir zwei“ zu geben. Von
Latte Macchiato sprach sie nicht. Pedro, ein letzter Gruß, wir
fahren in die Motzstraße von früher die Ilse Herzog das Regiment
auf Trab hielt.
(Pedros Wasserhäuschen, Johanna Tesch Platz, Öffnungszeiten Mo-Do 6-22 Uhr, Fr 6-22.30 Uhr, Sa 8-22.30 Uhr, So 9-22 Uhr)
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