Die Nummer 1. Es ist noch nicht allzu
lange her, da konnte es jeder vorbei Laufende sehen, das Schild der
No.1. Für die Firma Jöst, die zu Beginn des 20 Jahrhunderts in
Frankfurt neben der Firma Krome ein Trinkhallenimperium aufbaute, war
diese Hütte die Nummer 1, die Erste. Heute dürfte sie die letzte
freistehende Hütte im Innenstadtring, den ehemaligen Wallanlagen
sein, eine sehr schöne Lage.
Heute, an einem Samstag beginnt unsere
Tour an dieser Hütte. Die Laufkundschaft läuft, läuft, läuft und
läuft viel zu häufig nur vorbei. Ich unterstelle, es sind
Nordendler, studiert, angestellt und jetzt auf dem Weg zum
Erzeugermarkt auf der Konstabler, um sich mit frischem Gemüse aus
der Region zu versorgen. Regional produzierte Hopfengetränke an der
Trinkhalle stehen nicht auf der Einkaufsliste, Zigaretten ebenso
wenig wie die Bild.
In der Kraftfahrzeugwerkstatt gegenüber
liegen die Reifen nur noch zur Dekoration, ich erwarte dort früher
oder später die Gastronomie mit langen Öffnungszeiten. Arbeiter
finden sich in dieser Stadtgegend kaum.
Der erste Stammkunde greift zur
Apfelsaftschorle, ja meine Herren was ist denn hier heute los? Kann
man denn noch nicht mal seinen Vorurteilen frönen, die einzigen, die
hier Gerstensaft trinken sind wir!
In tiefer Nostalgie erinnere ich mich
und fasse mal das mir bekannte Schicksal der Trinkbuden im Alleering
(nicht zu verwechseln mit dem Innenstadtring) zusammen:
Trinkalle der kürzlich verstorbenen Anna Hoff (Wittelsbacher
Allee / Saalburgstraße), das Ding läuft wie ein VW Käfer, es läuft
und... wir fahren die Wittelsbacher runter, rechts in die Habsburger,
und an der Ecke Rothschild- Rohrbachstraße sah man bis vor kurzem
noch Trinkhallenreste als Hähnchengrill verkleidet. Jetzt wächst
dort Gras. Wir fahren weiter und landen in der Nibelungenallee
gegenüber dem Bürgerhospital. An dieser Trinkhalle wurde ganz
originell das Verkaufsfenster zugemauert. Zwischendurch passierten
wir noch das Häuschen am ehemaligen Shell-Hochhaus (heute das
BCN-Gebäude der FH). Aber an diese Hütte kann sich nun wirklich
kein Mensch mehr erinnern, ich kenne es von einem Foto. Letzte
Station unserer kleinen Trinkhallen-Friedhofstour ist die Hütte
schräg gegenüber des heutigen Polizeipräsidiums. Dort hatte man
sich schon in den 1980er Jahren auf den Bier- und Tabakverkauf
spezialisiert und eine entsprechend interessierte Kundschaft
angesprochen, beides gibt’s dort nicht mehr.
Na dann gehen wir halt auf den
Erzeugermarkt und essen Handkäs.
Die No. 1, Peterstr. 4-6, Öffnungszeiten täglich zwischen 10 und 21:30 Uhr
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