Dienstag, 8. Mai 2012


Johanna Teschplatz, bei Pedro


Auf dem Johanna Tesch Platz, gegenüber des Stadions am Bornheimer Hang, am Eingang zur Siedlung Riederwald, die zwischen 1909 und 1912 vom Volks-Bau- und Sparverein Frankfurt am Main errichtet wurde, verkauft Pedro täglich Zigaretten, Zeitung, Bier oder Süßes an jene Bewohner, die den Sozialdemokraten in Frankfurt am ehesten die Treue halten. Wie soll es auch anders sein, wenn die ersten Buchstaben die jeder Grundschüler lesen kann, Lasalle- oder Karl Marx Straße heißen. Widerstand liegt im Blut, man diskutiert über die am Sonntagmorgen stattfindende Demonstrationen gegen die Baumaßnahme Riederwaldtunnel. Noch geht es um den Schutz von vier Kastanien. Dass es beim Bau von vierspurigen Asphaltbahnen meist nicht bei diesen Auswirkungen bleibt, zeigt sich auch daran, dass der Tunnelausgang der verlängerten Autobahn gut einhundert Meter von Pedro entfernt liegen müsste. Wer sitzt dann auf den Stühlen, die an zwei Wänden von Pedros Häuschen lehnen? Vielleicht findet sich auch darin der Grund, warum der Trinkhalleneigentümer, meist ist es ein großer Lebensmittelkonzern, den viele als Produzent von Kuchenfertigmischungen kennen, keine Handwerker an dieser Hütte vorbeischickt. Zumindest die Farbe ist arg traditionell. Auch die Holzmarkisen sind ganz alte Schule und damit schön. Oder liegt es an der fehlenden Hausnummer, die Pedros Trinkhalle wie andere viele freistehenden Trinkhallen ein fach nicht hat. Seine offizielle Adresse Johanna Tesch Platz o.N. „O.N.“ steht für ohne Nummer.
Eine Trinkhalle könnte an jener Stelle schon vor dem zweiten Weltkrieg gestanden haben, dieser Bau stammt vermutlich aus den frühen 1960ern, er trägt klassische Fliese in beige. Pedro ist Italiener, aus Palermo, er ist Italiener und Sizilianer. Klimaanlagen hat er früher für Teves gebaut, den Namen der Firma gibt es nicht mehr. Erst hatte er ein Lokal in Oberrad und jetzt steht er in dieser Bude. Seit fast 20 Jahren holen sich bei ihm die Kunden die Bildzeitung, die derzeit mit der Aktion „Zehn, zahlen, 12 lesen“ nicht nur bei Pedro beworben wird. Eine Rettungsaktion für Kioske oder für das gedruckte Wort?
Die an Kordeln hängende Jägermeister- und Hochstädterreklame verspricht diversen Kaffeegenuss, wir sind zu Gast bei Italienern, was eine Kundin nicht von abhält den kleinsten Geldschein mit der Aufforderung „Mach mir zwei“ zu geben. Von Latte Macchiato sprach sie nicht. Pedro, ein letzter Gruß, wir fahren in die Motzstraße von früher die Ilse Herzog das Regiment auf Trab hielt.
(Pedros Wasserhäuschen, Johanna Tesch Platz, Öffnungszeiten Mo-Do 6-22 Uhr, Fr 6-22.30 Uhr, Sa 8-22.30 Uhr, So 9-22 Uhr)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen